Unser Darm ist ein echtes Wunderorgan. Er sorgt nicht nur dafür, dass wir Nährstoffe und Energie aus unserer Nahrung aufnehmen können, sondern ist auch das Zentrum unseres Immunsystems – etwa 80 % unserer Immunzellen sitzen in der Darmschleimhaut. Außerdem spielt der Darm eine wichtige Rolle bei der Regeneration des Körpers. Kurz gesagt: Ein gesunder Darm ist die Grundlage für Gesundheit und Wohlbefinden.
Was ist das Reizdarmsyndrom (RDS)?
Das Reizdarmsyndrom – auch RDS oder im Englischen IBS (Irritable Bowel Syndrome) genannt – ist keine eindeutige Diagnose. Vielmehr ist es ein Sammelbegriff für wiederkehrende Darmbeschwerden, die mindestens drei Monate lang andauern und die Lebensqualität deutlich einschränken. Wichtig ist: Bevor die Diagnose RDS gestellt wird, müssen andere Erkrankungen ausgeschlossen werden, wie z. B.:
- Infektionen
- Chronisch-entzündliche Darmerkrankungen (z. B. Morbus Crohn, Colitis ulcerosa)
- Divertikulose
- Zöliakie (Glutenunverträglichkeit)
- Nahrungsmittelunverträglichkeiten
- Gallensäureverlustsyndrom
- Darmtumoren
Typische Symptome
Zu den häufigsten Beschwerden beim Reizdarmsyndrom gehören:
- Bauchschmerzen und Krämpfe
- Blähbauch
- Durchfall oder Verstopfung – oft auch im Wechsel
Auffällig ist: Die Beschwerden treten meistens tagsüber auf und bessern sich nachts. Das heißt, das RDS „schläft“ nachts.
Wer ist betroffen?
Etwa 7 % der Bevölkerung leiden an Reizdarm – Tendenz steigend, auch bei Kindern. Frauen sind häufiger betroffen als Männer.
Was sind die Ursachen?
Das Reizdarmsyndrom hat keine einzelne Ursache, sondern ist multifaktoriell. Das bedeutet, dass viele Dinge zusammenspielen – sowohl körperliche als auch seelische Faktoren. Mögliche Auslöser sind:
- Häufige Antibiotika-Einnahmen
- Ungleichgewicht im Darmmikrobiom
- Mangel an kurzkettigen Fettsäuren (SCFA)
- Infektionen, die das Immunsystem reizen
- Störungen der Darmbewegung (Dysmotilität)
- Durchlässige Darmbarriere (Leaky Gut)
- Überempfindliche Darmschleimhaut (viszerale Hypersensibilität)
- Ungesunde Ernährung
- Stress, Angst, psychische Belastung
- Genetische und epigenetische Faktoren
Wie wird Reizdarm festgestellt?
Zur Diagnostik gehören verschiedene Tests, um andere Erkrankungen auszuschließen und Hinweise auf Unverträglichkeiten oder Entzündungen zu finden. Dazu zählen:
- Atemtests auf Fructose, Laktose, Sorbit und bakterielle Fehlbesiedlung (SIBO)
- Stuhlanalyse inklusive:
- Florastatus (Darmbakterien)
- Molekulargenetische Untersuchungen
- Calprotectin (Entzündungsmarker)
- Alpha-1-Antitrypsin
- sekretorisches IgA
- Zonulin (Hinweis auf Leaky Gut)
- Kurzkettige Fettsäuren
- Histamin
Was hilft bei Reizdarm?
Ernährung – ein zentraler Faktor
Die richtige Ernährung ist bei Reizdarm besonders wichtig. Empfehlenswert ist eine sogenannte FODMAP-arme Ernährung. Dabei werden bestimmte Zuckerarten und Zuckeralkohole gemieden, da sie im Darm Beschwerden verursachen können:
Vermeiden solltest du:
- Fructose, Laktose, Sorbit, Erythrit, Xylit
- Oligosaccharide (z. B. in vielen Backwaren)
- Glutenhaltiges Getreide wie Weizen, Roggen, Gerste, Mais
- Zucker, Kaffee und Alkohol
Wichtige Essgewohnheiten:
- Regelmäßige Mahlzeiten
- Keine späten Abendessen
- Zwischenmahlzeiten vermeiden – lieber 3–4 Stunden Pause zwischen den Mahlzeiten
- In Ruhe essen, ohne Handy, Fernseher oder Streit
- Gut kauen
- Keine kalten Getränke zum Essen
- Nur so viel essen, wie in zwei Handflächen passt
- Kleine Ruhepause nach dem Essen einlegen
Gut verträgliche Lebensmittel:
- Getreide: Reis, Hafer
- Obst: Heidelbeeren, Zitrusfrüchte wie Orangen und Zitronen
- Gemüse: Kartoffeln, Süßkartoffeln, Spargel, Stangensellerie, Zucchini, Rucola, Fenchel, Kohlrabi, Mangold, Chicorée
- Milchprodukte: Butter, Frischkäse, Sahne – aber laktosefrei
- Proteinquellen: Hühnerfleisch, Forelle, Cashewkerne, Chiasamen, Leinsamen, Kürbiskerne, Mandeln, Flohsamenschalen
- Fette: Leinöl, Leindotteröl, Mohnöl, Olivenöl, Omega-3-Fettsäuren
- Getränke: Kräutertees (z. B. Basentee, Fenchel, Melisse, Pfefferminze)
- Gewürze: Kümmel, Ingwer, Kurkuma, Fenchel, Anis, Kardamom, Koriander – falls keine Allergie besteht
Zubereitung: Schonende Methoden wie Dünsten, Kochen und Backen sind am besten verträglich.
Wichtig: Auslöser finden und meiden
Wer unter Reizdarm leidet, sollte seine individuellen Auslöser herausfinden und möglichst vermeiden. Dazu zählen:
- Lebensmittelunverträglichkeiten (z. B. Gluten, Laktose, Fructose, Sorbit, Histamin)
- Milchprodukte, Zucker, Kaffee, Alkohol
- Zu viele Ballaststoffe und Rohkost
- Stress, Ärger, emotionale Belastungen
- Bakterien, Viren, Pilze und Parasiten
- Umweltgifte
Den Darm gezielt stärken
Um die Darmflora und die Darmschleimhaut zu regenerieren und zu stabilisieren, können folgende Stoffe hilfreich sein:
- Kuzu (pflanzliche Stärke)
- Omega-3-Fettsäuren
- L-Glutamin
- Vitamin C und D
- Zink
- Präbiotika und Probiotika
- Verdauungsenzyme
Fazit: Das Reizdarmsyndrom ist weit verbreitet, komplex und individuell sehr unterschiedlich. Eine ganzheitliche Herangehensweise – mit Blick auf Ernährung, Lebensstil, Psyche und Darmgesundheit – ist entscheidend, um Beschwerden zu lindern und die Lebensqualität zurückzugewinnen.


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