Bryonia alba, auf Deutsch Weiße Zaunrübe, gehört zur Kürbisfamilie (Cucurbitaceae) und war historisch in Nord- und Osteuropa verbreitet. Heute gilt sie als Zierpflanze oder – dort, wo sie sich invasiv ausbreitet – als Unkraut. Sie ist eine Kletterpflanze (Liane), mehrjährig, männlich/weiblich getrennt (monoecious), häufig wild wachsend oder kultiviert (Abudayeh et al. 2024). In vielen Überlieferungen wurde der Pflanze besondere Kräfte zugeschrieben (z. B. als Schutz oder Heilmittel). Die Wurzel war eine preisgünstige Alternative zur Mandrake (Mandragora officinarum) — da sie ihr ähnelte, wurde sie oft irrtümlich oder bewusst als Ersatz verkauft. Die Volksmedizin übernahm so viele Einsatzbereiche der Mandrake, etwa bei Gicht oder Lähmungen (Kujawska & Svanberg, 2019).
Bryonia alba enthält verschiedene Pflanzenstoffe, darunter Cucurbitacine (bitter wirkende Substanzen), Flavonoide und andere bioaktive Verbindungen. Traditionell wurde die Pflanze in der Volks- und Homöopathischen Medizin eingesetzt – etwa als Abführmittel, gegen Entzündungen oder Gicht. Die desperate Wirkung geht vermutlich auf die enthaltenen Cucurbitacine zurück. Forschung deutet darauf hin, dass Extrakte der Pflanze antioxidative, antientzündliche und krebshemmende Effekte haben könnten, allerdings vorerst vor allem in Laborstudien (in vitro, Tiermodelle) (Abudayeh et al. 2024).
Einsatzgebiete für Bryonia alba
Klassische Leitsymptome sind: Trockenheit (der Mund, der Hals, die Augen und die Kehle sind trocken). Bei Frauen kann die Periode ausbleiben, es kann ein trockener Reizhusten auftreten. Aufgrund dieser Trockenheit verspüren sie einen großen Durst und trinken große Mengen an Wasser. Viele Beschwerden verschlimmern sich durch Bewegung. Bryonia Patienten fühlen sich bei einer absoluten Ruhe am wohlsten. Die Beschwerden entwickeln sich auch über einen längeren Zeitraum hinweg. Akute Beschwerden können also nicht mit Bryonia gelöst werden. Eine typische Beschwerde ist ein Stechen: Stechen in Brust, Bauch und Gefühl von Nadelstichen an den Fußsohlen. Auch diese stechende Empfindungen, verschlimmern sich durch Berührung (Phatak, 2006, S. 146 – 150).
Bryonia alba und Covid 19
Der Artikel “ Randomisierte, doppelblinde, placebokontrollierte Machbarkeitsstudie zur Bewertung der Wirksamkeit homöopathischer Arzneimittel bei der Prävention von COVID-19 in einer unter Quarantäne gestellten Bevölkerung“ von Talele et al. 2022 beschreibt eine randomisierte, doppelblinde, placebokontrollierte Machbarkeitsstudie, in der ausgewählte homöopathische Mittel zur Vorbeugung von COVID‑19 in einer quarantänihäuslichen Einrichtung in Mumbai (Indien) getestet wurden.
Gesamte Teilnehmende: 4.497 Personen in Quarantäne betreffend COVID‑19-Exposition. An der Studie nahmen 2.294 Patienten teil, davon schlossen 2.233 Teilnehmer die Studie ab → sehr gute Teilnahmequote (ca. 49,7 % Einschreibung, 97,3 % Abschluss) (Talele et al. 2022)
Es gab 6 Gruppen, die zufällig vergeben wurden:
- die Gruppe eins wurde Arsenicum album 30c behandelt
- Gruppe 2 mit Bryonia alba 30c
- in der 3. Gruppe erhielten die Teilnehmer eine Kombination aus mehreren homöopathischen Mitteln
- die 4. Gruppe erhielt die Nosode „CVN01“ 30c (homöopathische Zubereitung aus Coronavirus-Material)
- Gruppe 5 nahm Camphora 1M ein
- und die 6. Gruppe erhielt ein Placebopräparat (ohne Wirkstoff)
Die Teilnehmer mussten je sechs Kügelchen zweimal täglich für 3 Tage einnehmen (Talele et al. 2022).
Ergebnisse
Die Studie war Machbarkeitsprüfung – sie zeigt:
- Homöopathische Prophylaxe in Quarantäne ist durchführbar und gut akzeptiert.
- Zwei Mittel (Bryonia alba, CVN01) lieferten Hinweise auf mögliche Wirksamkeit, allerdings nur ein schwaches Signal (p < 0,10) – keine starke Aussage.
Die Autoren empfehlen größere und methodisch stärkere klinische Studien, um gezielt diese beiden Präparate als potenzielle Prävention zu untersuchen .
Literatur
Kujawska, M. & Svanberg, I. (2019). From medicinal plant to noxious weed: Bryonia alba L. (Cucurbitaceae) in northern and eastern Europe. Journal Of Ethnobiology And Ethnomedicine, 15(1). https://doi.org/10.1186/s13002-019-0303-6
Abudayeh, Z. H., Karpiuk, U., Kyslychenko, V., Abualassal, Q., Sirhan, A. Y., Talhouni, A., Robinson, D. K., Department of Applied Pharmaceutical Sciences, Faculty of Pharmacy, Isra University, Amman, Jordan, Department of Pharmacognosy and Botany, Faculty of Pharmacy, Bogomolets National Medical University, Kyiv, Ukraine, Department of Pharmacognosy and Nutriciology, National University of Pharmacy, Kharkiv, Ukraine, Faculty of Pharmacy, Amman Arab University, Jordan & Truman State University, Columbia, USA. (2024). BRYONIA ALBA L. – a PROSPECTIVE MEDICINAL PLANT OF THE CUCURBITACEAE FAMILY. FARMACIA, 72(1), 10. https://doi.org/10.31925/farmacia.2024.1.2
Talele, G., Vaidhya, S., Chowdhary, A., Herscu, P. & Shah, R. (2021). Randomized Double-Blind, Placebo-Controlled Feasibility Study, Evaluating the Efficacy of Homeopathic Medicines in the Prevention of COVID-19 in a Quarantined Population. Homeopathy, 111(01), 049–056. https://doi.org/10.1055/s-0041-1735235
Phatak, S. R. (2006). Homöopathische Arzneimittellehre (3. Auflage). Urban & Fischer.


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