Das Mastzellenaktivierungssyndrom (MCAS) ist eine systemische Erkrankung, bei der das Immunsystem durch überempfindliche Mastzellen gestört wird – ganz im Gegensatz zur Mastozytose, wo typischerweise eine erhöhte Mastzellzahl vorliegt (Nina, 2025 & Ostendorf et al., 2025) Mastzellen sitzen besonders an Kontaktstellen mit der Außenwelt und spielen eine zentrale Rolle im Immunsystem, indem sie u. a. Histamin, Serotonin und zahlreiche andere Botenstoffe freisetzen (MCAS Hope e.V., 2025).
Bei MCAS sind diese Zellen dauerhaft überaktiv und feuern auf eigentlich ungefährliche Reize wie Temperaturänderungen, Stress, Nahrungsmittel oder bestimmte Duftstoffe – was zu Entzündungen und Beschwerden in verschiedenen Organsystemen führt (M. S. N. EV, 2024). Die Folgen sind individuell verschieden und reichen von Hautproblemen bis hin zu Magen-Darm-Störungen oder Herz-Kreislauf-Symptomen.
Wie häufig ist MCAS?
Die genaue Prävalenz ist noch umstritten. Schätzungen reichen von etwa 5–7 % bis zu 17 % der Bevölkerung – je nach Untersuchungsdesign und Definition . Frauen scheinen etwas häufiger betroffen zu sein (Ostendorf et al., 2025). Für Betroffene in Südtirol gibt es noch keine Daten, weil sie vielfach mit Psychopharmaka versorgt werden.
Symptome im Überblick:
MCAS ist multisystemisch – also mehrere Systeme gleichzeitig betroffen. Häufige Symptome sind (Nina, 2025a).
- Haut: Flush, Juckreiz, Nesselsucht
- Herz-Kreislauf: Tachykardie, Schwindel, Ohnmacht
- Magen-Darm: Durchfall, Krämpfe, Übelkeit
- Atemwege: Asthma, Husten, Rhinitis
- Neurologisch: „Brain fog“, Kopfschmerzen, Migräne
- Psychisch: Angst, Stimmungsschwankungen
Außerdem: Muskelschmerzen, Schlafstörungen, Temperaturintoleranzen, Lebensmittel- und Medikamentenunverträglichkeiten – und in schweren Fällen sogar Anaphylaxie (Ostendorf et al., 2025). Weinstock et al. bestätigen in ihrer Studie „Prävalenz und Therapieansprechen neuropsychiatrischer Erkrankungen beim Mastzellaktivierungssyndrom“
- einen signifikanten Zusammenhang zwischen MCAS und neuropsychiatrischen Erkrankungen
- Ein signifikant hoher Anteil der Teilnehmenden zeigte POTS (Postural Orthostatic Tachycardia Syndrome) – insbesondere deutlich häufiger bei weiblichen Probanden
- Beschwerden wie Neuroinflammation, Müdigkeit, kognitive Störungen („Brain Fog“) und Angstzustände wurden bei einem Großteil beobachtet – typischerweise als Komorbiditäten.
- Die Studie betrachtet MCAS nicht isoliert, sondern zeigt, dass chemo-immunologische Trigger (z. B. Zytokine) in der Pathophysiologie zahlreicher neuropsychiatrischer Störungen eine Rolle spielen können
- Erstmals werden in größerem Maßstab Befunde zur Reaktionsrate auf Standardbehandlungen bei MCAS plus neuropsychiatrischer Symptomatik präsentiert. Konkrete Erfolgsraten sind zwar noch ausständig, jedoch werden Komponenten wie Mastzellen stabilisierende Strategien, Antihistaminika oder Immunmodulatoren als vielversprechend vorgeschlagen.
- Die Kombination aus genetischen Faktoren, immunbiologischen Mechanismen und psychischen Symptomen legt nahe, dass multidisziplinäre Therapiekonzepte nötig sind – etwa individuelle Mastzell‑Profile, neuropsychiatrische Screenings und gezielte Immunmodulation (Weinstock et al., 2025)
Wie wird MCAS diagnostiziert?
Weil die Symptome so vielfältig sind, ist die Diagnose oft schwierig und wird häufig erst nach langem Ärzte-Odyssee gestellt . Üblich sind diese Schritte:
- Multisystem-Beschwerden – wie oben beschrieben
- Labornachweis für Mastzellmediatoren (z. B. Serum‑Tryptase, Histamin‑Metabolite, Prostaglandine, Leukotriene) – auch wenn ein normales Tryptase-Level MCAS nicht ausschließt (Ostendorf et al., 2025)
- Symptombesserung durch Medikamente, die Mastzellaktivierung reduzieren (z. B. Antihistaminika oder Mastzellstabilisatoren)
Wichtig ist auch der Ausschluss anderer Mastzellerkrankungen wie Mastozytose oder sekundärer Auslöser – etwa Allergien, Tumore oder psychosomatische Ursachen (MCAS Hope e.V., 2025).
Behandlung & Therapieansätze
1. Vermeidung von Triggern
Zunächst steht die Identifikation und Vermeidung individueller Auslöser im Vordergrund – zum Beispiel histaminreiche Lebensmittel, extreme Temperaturen oder Duftstoffe .
2. Medikation
- Antihistaminika (H1/H2-Blocker): Basistherapie zur symptomatischen Linderung (Nina, 2025a)
- Mastzellstabilisatoren (z. B. Cromoglicinsäure, Ketotifen): optional lokal oder systemisch (Nina, 2025a)
- Leukotrien-Blocker, NSAR (z. B. Aspirin) und natürliche Stoffe wie Flavonoide, Vitamin C/D – je nach Verträglichkeit (Nina, 2025a)
Diese Therapie wird individuell angepasst – häufig in Kombination von H1- und H2-Blockern sowie einem Stabilisator .
3. Lebensstil & Begleitung
Hilfreich können sein:
- Histaminarme Ernährung
- Stress‑ und Reizmanagement
- Enge Zusammenarbeit mit einem auf MCAS sensibilisierten Arzt (Nina, 2025b)
Verlauf und Prognose
Nicht heilbar, aber behandelbar – mit oftmals stark verbesserter Lebensqualität (Nina, 2025b)
Lebensdauer normal, jedoch oft eingeschränkte Lebensqualität, teilweise Arbeitsunfähigkeit .
Verlauf variiert stark: manchen verbessert sich der Zustand erheblich, andere erleben eine chronische Verschlechterung ohne passende Therapie.
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Literatur
Nina. (2025, 11. März). MCAS-Fachwissen: Alles, was Ärzte wissen müssen. Mastzellenhilfe, abgerufen am 07.07.2025 unter: https://www.mastzellenhilfe.de/fachinformationen/
Nina. (2025a, März 10). Tryptase in der MCAS-Diagnostik – Mastzellenhilfe. Mastzellenhilfe, abgerufen am 07.07.2025 unter https://www.mastzellenhilfe.de/tryptase-in-der-mcas-diagnostik
Nina. (2025b, März 10). MCAS: Tipps für Freunde und Familie. Mastzellenhilfe abgerufen am 07.07.2025 unter: https://www.mastzellenhilfe.de/tipps-fuer-freunde-familie
Ostendorf, N., Reh, F., Antwerpes, F., Van Den Höfel, N., Prause, J., Walter, F. & Heinz, F. (2025, Juli). DocCheck Flexicon. Doc Check Flexicon abgerufen am 07.07.2025 unter: https://flexikon.doccheck.com/de/Mastzellaktivierungssyndrom
MCAS Hope e.V. (2025, 21. Februar). Startseite – MCAS. MCAS abgerufen am 07.07.2025 unter: https://mcas-hope.de/
EV, M. S. N. (2024, 24. Oktober). Mastozytose Selbsthilfe Netzwerk E.V. – Mastozytose Verein. Mastozytose Selbsthilfe Netzwerk e.V. abgerufen am 07.07.2025 unter: https://mastozytose-info.de/
Weinstock, L. B., Afrin, L. B., Reiersen, A. M., Brook, J., Blitshteyn, S., Ehrlich, G., Schofield, J. R., Kinsella, L., Kaufman, D., Dempsey, T. & Molderings, G. J. (2025). Prevalence and Treatment Response of Neuropsychiatric Disorders in Mast Cell Activation Syndrome. Brain Behavior & Immunity – Health, abgerufen am 07.07.2025 unter: 101048. https://doi.org/10.1016/j.bbih.2025.101048


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